Wie versöhnt man sich mit einer Toten? Was lässt sich diskutieren, klären, schlichten, verstehen, wenn ein Mensch seine Geheimnisse mit ins Grab nimmt? «Maman» erzählt von einer Tochter, die erst nach dem Tod ihrer Mutter erfährt, welche Traumata diese erlitten hat und wie sie zu dem Menschen wurde, der sie war. In einer Inszenierung an der Schnittstelle von Literatur, Musik und Performance, unternimmt «Maman» den Versuch, mit einem Menschen in Dialog zu treten, der selbst nicht mehr antworten kann. Sprache und Musik lassen sich in dieser Konzertperformance nicht getrennt voneinander denken. Aus dem Stottern der Performerin wird der Rhythmus der Musik, aus dem gesungenen Dreiklang formt sich das erste Wort des Textes. Mal wird wortgewaltig im Stakkato erzählt, mal versagt die Sprache und die Musik übernimmt. In einem dichten Gig durchlaufen sowohl die drei Künstler:innen auf der Bühne als auch das Publikum verschiedene Stadien der Trauer: Da ist Platz für Wut, Zweifel, aber auch für Poesie und Versöhnung.
In dem Projekt «Maman» arbeiten Künstler:innen aus drei Generationen und drei Disziplinen zusammen. Die jüngste beteiligte Künstlerin ist die 28-jährige Ausstatterin Jana Brändle und die älteste die 81-jährige Autorin Sylvie Schenk. Dazwischen reihen sich Raphael Loher (35), Anna Papst (40), Roland Bucher (47) und Chantal LeMoign (65) ein. Wir begreifen diese Alters-durchmischung als Chance, aus sehr unterschiedlichen Perspektiven auf die Biographie einer Frau zu blicken, die 1916 als Tochter einer Prostituierten geboren wurde. Das Bühnenbild, bestehend aus handbestickten Textilien aus dieser Zeit, verweist auf die strukturellen Gegebenheiten, die hinter dieser Biografie stehen: Ausgebeutet von der Textilindustrie sahen sich tausende Frauen dazu gezwungen, sich durch Prostitution etwas dazu zu verdienen. Ihre Kinder wurden als kostenlose Arbeitskräfte fürsorgerisch untergebracht. Text und Inszenierung begegnen der Schwere dieser Schicksale mit einem emanzipatorischen Gestus: Als Feier der «gefallenen» Frauen und ihren unehelichen Kindern.
«Maman» stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis 2023.
Sprache:
Altersempfehlung:
Dauer:
Mit:
Live-Musik:
Regie:
Ausstattung:
Übersetzung:
Koproduktion:
Samstag
20 Uhr
Tuchlaube
Schauspiel/Musiktheater
Ein performativer Monolog mit Live-Musik
nach dem gleichnamigen Roman von Sylvie Schenk
zeitgeschehen e.v.
ab 14 Jahren
Sonntag
17 Uhr
Tuchlaube
Schauspiel/Musiktheater
Ein performativer Monolog mit Live-Musik
nach dem gleichnamigen Roman von Sylvie Schenk
zeitgeschehen e.v.
ab 14 Jahren